Stand 13.April 2021
Seit Mitte Juli 2020 sind die Ausstiegs-Verträge unterzeichnet, Mitte August das Ausstiegsgesetz in Kraft (FAZ v. 20.8.) So ist das Ende der Kohle und vieler Arbeitsplätze vorerst besiegelt.
Juristen erwarteten, dass beides mit Klagen von Bürgern aufgehalten oder zu Fall gebracht werden könnte.
(siehe https://artikel-20a-gg.org).
Das kann lange dauern. Gerade erst wurden die Energiekonzerne wegen des Ausstiegs in 2011 entschädigt. Zunächst werden aber Fakten geschaffen, denn der Ausstieg hat schon begonnen. Und er ist auch nicht kurzfristig zu ändern, denn Kraftwerke und Kohlegruben zu schließen und ggf. wieder anzufahren, das geht nicht wie am Lichtschalter.
Die Konzerne hatten sich nach Kräften bemüht, einen sanfteren, langsameren Abschied von Kernkraft und Kohle zu erreichen. Schließlich haben sie aufgegeben. Der Bund hat wenigstens den Schaden für Eigentümer und Mitarbeiter so gering wie möglich gehalten. Und dann hat auch das BVerfG mit der Vattenfall-Entschädigung dem Bund – uns allen – eine grosse Bürde auferlegt.
Die Verantwortung für Versorgungsicherheit scheint von den Schultern der Energiekonzerne genommen, die wirtschaftlichen Schäden übernimmt der Steuerzahler, der Schatz Braunkohle bleibt unter der Erde für spätere Generationen.
Wer sorgt nun dafür, dass immer genug Strom im Netz ist? Wer garantiert nun die Versorgungsicherheit, die 100 Jahre lang bei den Werken und deren Netzen war?
Die Verantwortung liegt nun bei der Bundesnetz-Agentur, war dem Gespräch zu entnehmen, das ich im Juli 2020 mit führenden Personen eines grossen Energiekonzerns führen konnte. Auf meine entsprechende Fragen hat die Agentur nun geantwortet. Ich danke dem Abgeordneten des deutschen Bundestages, dass er dazu geholfen hat.
Die Warnungen mancher Professoren, Fachleute und Vereine (z.B. EIKE, NAEB, AKEN )sind unüberhörbar. Es ist leicht zu errechnen, dass ein Blackout viel näher ist als früher und vielfach mehr Eingriffe ins Netz erfolgen als früher. Letztes Beispiel am 8. Januar 21 in Südeuropa. Die Agentur ist weiterhin sicher, dass sie mit Verträgen und Verpflichtungen alle Netzbetreiber und die Stromerzeuger voll im Griff hat. Sie dreht im Gegenteil das Argument um: die schnelle Netztrennung habe den Blackout verhütet. Politiker glauben, dass zu Befürchtungen kein Anlass ist, weil wir immer mal wieder Strom nach Frankreich und Belgien exportieren.
Das sind Moment-Aufnahmen, denen kaum zu widersprechen ist. Ihr Zukunftswert ist aber gering.
Es wird also immer öfter zu kritischen Engpässen kommen. Öfter und länger als heute werden Strompreis-Spitzen an der EEX bis zu 10.000 Euro/Mwh vorkommen.- wie aus Kalifornien schon gemeldet – siehe rechts.
Der Verbraucherpreis wird dennoch kaum viel über 30 Cent steigen. Am 15. Oktober wurde beschlossen, über 10 Mrd. Euro aus dem Bundeshaushalt 2021 zu nehmen, damit die EEG Umlage stabil bleibt. Nur scheinbar werden Verbraucher verschont. Sie tragen es dennoch über die Steuern. Grosse Stromkunden sind längst ins Ausland abgewandert (BASF, andere folgen). Neue Industrien mit hohem Energiebedarf kommen gar nicht erst auf. Wird Deutschland dann ein Land der Mittelindustrie, vielleicht eine grosse Schweiz?
Das folgende Szenario wird realistisch: Die grossen Strommonopole verschwinden. Deren Macht wächst nun der BNetzA zu. Machtmissbrauch ist daher nicht zu fürchten, eher Schlendrian (wie in der DDR oder jetzt in der Corona-Impf-Test-Krise). Ihr Horizont ist etwa 10 Jahre, in der Zeit könne man fehlende Kraftwerke errichten. Dass diese mit dem CO2 belasteten Importgas beheizt werden, stört nicht einmal das Umweltministerium.
Für kleine bis mittlere Verbraucher kann die Agentur die Öko-Schwankungen smart mit digitaler Steuerung ausgleichen. Für die starken Stoßstrom-Abnehmer (Kupferhütten, Elektrostahl, Aluminiumschmelzen, ICE-Züge u.ä.) gibt es eigene Kraftwerke oder starke Leitungen direkt zu Atomkraftwerken im Ausland. Die Eigentümer dieser Gesellschaften sind ohnehin überwiegend Ausländer oder der deutsche Staat.
Für die Kritis-Verbraucher (Krankenhäuser, Wasserwerke, Verkehrsregelung, Internet-Zentren usw. ) werden vielfach regionale Backup-Massnahmen ausreichen.
Vielleicht ist diese Zukunft von weitschauenden Politkern sogar gewollt. Es geht um „Weiche Energie“ oder „Harte Energie“. Deutschland soll nie wieder auf Gedanken kommen, wie 1871, 1914 oder 1939. Autarkie, besonders bei der Energie, war damals die zentrale Voraussetzung für diese Untaten.
Muss aber anderseits unsere Abhängigkeit dazu auf 80 % der Primärenergie gesteigert werden? Reichen nicht auch 60 % ?
Wenn Sie in meinem Buch „Energiewende – nun aber richtig !“ (978-620-2-22575-5) den historischen Ablauf von 1950 bis heute verfolgen, sehen Sie, mit welchen Kräften man rechnen muss. Da ging es nur vordergründig um den Kugelbett-Reaktor, in Tat und Wahrheit aber um deutsche Energie-Hoheit und Machterhalt bestehender Strukturen. Sie verhinderten in den 70-ern, 80-ern, dass schon damals umweltfreundlicher Wasserstoff-Stahl erzeugt wurde.
Die Folge heute: fast kein Stahl mehr, krampfhafte Versuche, mit Import-Wasserstoff das Versäumte nachzuholen. Aber auch hierzu wären gaufreie Kugelbett-Reaktoren (www.gaufrei.de) der bessere und billigere Weg, für die subsidiäre, dezentrale Energieversorgung sowieso.
Herr Balzter berichtet in der FAS: Jetzt gehen nicht mehr die Gegner der Atomkraft auf die Straße, sondern ihre Verfechter……mehr
Aus der EU-Kommission erhielt ich einen positiven Brief. Deutsche sollten sich mehr um Kernenergie bemühen. Die Präsidentin scheint sich von der deutschen Sicht zunehmend zu emanzipieren. Es gibt dort so viele zuversichtliche Stimmen, die besonders dem Hochtemperatur-Reaktor grosses Potential zutrauen. Damit kann die Kugelbett-Technik aus Jülich ihre Stärken zeigen.